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Lächelnder laufender Meter-Zwergenteam aus Marburg rettet die Welt

Nachdem der Schokoladenexpress auf der A 5 Richtung Marburg Fahrt aufgenommen hat – mache ich mir angesichts von 39 Grad Asphalt-Temperatur – um die 3 kg feinster Milka und Rittersport Schokoladentafeln allmählich echte Sorgen. Ich habe alle Tafeln mit Alufolie umwickelt und mit zwei Kühlakkus versehen. Trotzdem kann ich nur hoffen, dass daraus kein Klumpen wird. Die Ware ist schließlich wertvoll, kostet doch ein 250 g Glas Nutella auf den Färör 8,50€ wegen der sogenannten Zuckersteuer. Süßes ist dort extrem verteuert und deswegen heiß begehrt. Bei allen Pinkelpausen versuche ich die Fuhre in Schatten zu stellen, wohl wissend, dass die schwarz eloxierten Koffer nicht gerade zur Kühlung beitragen. Ich traue mich nicht nachzusehen und der Schokoladenkernschmelze im Detail beizuwohnen.

Das Freihändige fahren gelingt wunderbar – ich lehne mich nach hinten an die zwei Gepäckrollen – habe ich doch für die Tochter ein kompletten Satz Wintermotorradkleidung (Temperaturdurschnitte Mai: 8 Grad windig auf den Färörinseln) inkl. Helm mit dabei. Dazu Zelt und Kocher und 80 Flaschen Underberg, der dort wie wild auf der Insel heiß begehrt gesammelt wird; je mehr Flaschenkappen, umso besser und höher die Marketingprämie, die der Sammler erhält.

Zurückgelehnt an die Rollen surfe ich freihändig 10 bis 15 Minuten, immer wieder mal im Rückspiegel prüfend, was wohl die Autobahnpolizei dazu sagen würde. So ganz wohl ist es mir nicht, aber das lenken mit Schenkel und Oberkörper klappt wunderbar. Auch Überholvorgänge sind kein Problem.

Die Helly Brille funktioniert wie geplant – offenes Visierfahren – ein Traum. Die Sena Helmsprechanlage drückt mich nicht an den Ohren. Weil ich aufgrund einer längeren Probefahrt auf eine eigentlich zu große Helmgröße zurückgegriffen hatte, hat mir doch die Helmverkäuferin glatt zur kosmetische Ohren OP geraten. Darauf habe worauf ich ihr knallhart meine Narbe von einer Schulter OP gezeigt, und die frische Narbe meines Leistenbruchs direkt im Laden entblöst. Sieh her – das war schmerzhaft genug. Her mit dem größeren Helm, nix mehr OP. Und wegen einem Helm –  hallo? Geht`s noch??

Nach einigen Pinkelpausen, in denen ich wegen des Schokoladetransportes verzweifelt nach Autobahn Parkplätzen mit Kernschatten giere, komme ich rechtzeitig zur Dinner Time in Marburg bei Tochter Jana an. Auf dem Weg dahin will ich als fürsorglicher Vater doch mal wissen, mit wem unser laufender Meter – Köpergröße 1,55 m – so um die Häuser zieht. „Ich bin nicht klein, sondern ein Konzentrat“ steht an ihrer heimischen Zimmertür als Ausdruck ihres Selbstbildnisses. Recht hat sie und ich denke mir heimlich, dass diese Größe auch gerade bei Janas vielen Flugkilometern Vorteile bringt – denn so eng kann kein Controller der Welt die Sitzreihen im Billigflieger zusammenrücken, das diese Zwergenstudentin nicht genügend Beinfreiheit hätte.

Kaum erreiche ich die wunderschone Altbau WG in Marburgs Unterstadt, da strahlt Jana bei unserem Wiedersehen mit der Sonne um die Wette. Dieses bezirzende Lächeln zieht mich jedes Mal magisch in ihren Bann. Es kommt so freundlich und so strahlend natürlich daher, dass ihr in ihrem Leben dadurch viele Türen aufstehen werden. In meinem Gedanken sage ich still zu ihr: „Mensch Kind, geh zum Fernsehen, dein Lächeln versendet sich nicht“. An einem Hocker hinter dem Moderatorentisch kann es ja nicht scheitern.

Die KTM ist schnell unerlaubterweise im WG-Garten geparkt und abgeladen. Meine Zelt-Daunen-Exped-Luftisomatte ist schnell neben ihrem WG Bett aufgebaut.

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Da ich schon immer ein großes Herz und Interesse für junge Leute- Ihrem Leben- ihren Werten und Zukunftsideen habe, lade ich kurzer Hand als Bezahlpapa Jana und  ihren engsten Studienkollegen zum essen in die Oberstadt ein.

Ich staune nicht schlecht als mir Esma Zwerg 2 und Toni Zwerg 3 beide ebenso laufende Meter wie unsere Tochter, herzlichst vorgestellt werden. Auf Nachfrage ob Sie sich wegen Ihrer  „Fipsgröße“ in ersten Semester zusammen gefunden haben, verneien alle diesen Freundschaftsgrund. Ich muss automatisch innerlich schmunzelnd an Ottos Walkes Zwergenlied.“….ein Zwerg will unter Zwergen sein, ein Zwerg kommt selten ganz allein, ein Zwerg sieht etwas, was wir nicht sehen……….“, denken.

Toni wirkt auf mich aufgeräumt und strebsam. Aufgrund ihres jugendlichen Aussehen muss Sie mit Sicherheit hier und da mittels Ausweis die längst erreichten Volljährigkeit offenlegen.  Esma als stolzer original VW Bulli  Wohnmobilbesitzerin, scharfsinnig klug und politisch reflektiert.

Alle drei haben auf Ihre Art das Zeug als Konfikt- und Friedesforscher die Welt ein bischen besser zu machen- sofern alle fertig studieren. Ob es aber diesem nette jungen Zwergenteam gelingt den Psychopaten aus den USA einzubremsen, der ja doch jeden Tag seine Welt neu erfindet und bewertet und mit Sicherheit für all seine Stabsberater und Diplomaten eine Knallfrosch – Wundertüte par Excellenz abgibt , wage ich zu bezweifeln.

Im hervorragend von Toni ausgesucht und vorgeschlagenen Restaurant EdLunds in der Oberstadt, direkt am Marktplatz, essen wir feinste schwedische Küche- mit einem Hauch von Bullerbü-Astrit Lindgren Romantik. Meine Vorspeiße: „Garnelen  eingewickelt in Kartoffelspagetti cross frittiert“- eine perfekte Einstimmung – kulinarisch für meine Nordlandtour auf die Färör Inseln. Ich fühle mich zurückversetzt in meine Studienjahre und bin wie Lindgrens Michel aus Lönneberga zu den nächsten Abenteuern spitzbübisch bereit.

Mit einem Eis in der Hand spaziere ich mit Jana noch weiter oben zum Schloss, genießen den traumhaft schönen Ausblick. Wir suchen und finden Jana`s WG Haus, streifen den windschief gebauten Kirchturm der Kirche wo 1559 Luther und Zwingli die Abendmahlsfrage im Marburger Religionsgespräch heiss diskutierten.

Weiter unten entdecken wir eine versteckte schlundartige dunkle Wendeltreppe. Wie ein Strassengulli verschluckt uns dieser Abstieg strudelförmig und spuckt uns Minuten später wieder in der Marburger Unterstadt aus. Einmalig dieser Abgang- ein Mikro-Adventure- der perfekte Abschluss des ersten Reisetages.

 

 

 

 

About the author Holger Rupprecht

13.03.1967 als Sandwich Kind zwischen Bruder Wulf- Katamaransegler- Biker Schrauber vor dem Herrn- Lehrer ,Radiofernsehmechaniker 2 Jahre älter und Bruder Reinhard 2 Jahre jünger Dr. Ing. Maschinenbauer Werkleiter - Weltreisemobilbesitzer MAN 14 Tonner- habe ich Dipl Ing (FH) 500.000 km auf XT 500, BMW R 80 GS BMW R 1100 GS mehrere Jahre draußen gelebt im Zelt im Wohnmobil und jährlich kommen so 130 Tage dazu -Sommers wie Winters. Wollte mal Fotografie studieren- hatte dann dennoch Spaß an komplexen technischen Fragestellungen- erlebe warum auch immer in meinem Alltag viel kurioses - Motorradpilger deswegen- weil es deutlich bequemere Fortbewegungsmittel gibt-Auto Flugzeug Bahn doch für kleines Buget bis heute zumindest für mich die größte Freiheit bedeutet- man leidet - und - wird menschlich- Pilgern in moderner Form- that`s me

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